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GESCHICHTE

Von der Tafernwirtschaft zum Dorfgemeinschafthaus

18. Jahrhundert

Auch der Gasthof in Hirschzell war eine Tafernwirtschaft. Der Baubestand - zumindest der Dachstühle - stammt aus dem 18. Jahrhundert; dies steht fest, da im Zuge der Renovierung Dachbalken dendrochronologisch untersucht wurden und Teile auf 1761, andere auf 1792 datiert werden konnten. Die Wirtschaft wurde am 05. Februar 1801 von Leonard Graf erworben, mitsamt den Rechten, zu "kochen, ausbaken, beherbergen, metzgen Brandweinbrennen". Derselbe erwarb am 26. November 1828 um 4800 Gulden auch große Teile des ehemaligen Wirtsgutes vom Müller Joseph Anton Kunz. Dieses Wirtsgut war als ursprünglicher Widemhofkomplex einer der großen Urhöfe des Dorfes gewesen. Für das Ende des 19. Jahrhunderts ist ein rascher Wirtewechsel belegt: In den Quellen erscheinen von 1885 bis 1899 die Namen Constantin Gilliard, Georg Maier, Kustermann und Sebastian Bechteler. Erst mit der Übernahme durch Otto Gronmayer kam wieder Stabilität in den Betrieb. Die Bedeutung des Gastwirts und des Gasthofs für das Gemeindeleben ist für die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts gut belegbar: Otto Gronmayer verkaufte 1910 ein Grundstuck, damit der Raiffeisenkassenverein ein Lagerhaus errichten konnte, 1930 stellt der Wirt für den Turnverein unentgeltlich ein Grundstück für einen Turnplatz zur Verfügung; dieser Verein durfte im Tanzsaal seine Turnstunden abhalten. Feste und Jubiläen fanden beim Wirt statt, so zum Beispiel die Dankfeier für die Kriegsheimkehrer 1919 oder das 50jährige Jubiläum der Feuerwehr 1930. Im Gastgarten fand 1939 eine Maifeier mit Maibaumaufstellung statt. Bei dieser Gelegenheit spielte zum ersten Mal die Musikkapelle von Hirschzell - und im Übrige fand auch die Gründungsversammlung des Musikvereins e.V. Hirschzell dort am 21. September 1979 statt. 

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20. Jahrhundert

Nach dem Zweiten Weltkrieg wechselten die Wirte häufig. Unter den Wirtsleuten, teils Besitzer, teils Pächter, Helene Luckner, Gustav Lang und Dora Riederer wurde bis in die 1960er Jahre noch gekocht - so kamen z.B. die Angestellten der Steuerberatungsfirma Hörnig in die Gaststätte zum Mittagstisch. Da aber der Abendbetrieb unter der Woche relativ gering war - durch die Stadtnähe und die Motorisierung konnten, anders als in der Vorkriegszeit, auch andere Gastwirtschaften als der Gasthof des eigenen Dorfes aufgesucht werden-, rechnete sich der Betrieb des Gasthofes nicht mehr. Im Jahr 1959 bis 1984 gab es allein elf verschiedene Pächter - und der Gasthof verwandelte sich eher zu einem Betrieb, der nur Getränke ausschenkte. Ab dem Jahr 1984 wurde der Gasthof, durch das Ehepaar Winkler, ab 1988 nur noch von Frau Ursula Winkler geführt und nach deren Tod im Jahr 2006 endgültig geschlossen. Danach stand er lange Zeit leer.

Heute

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Die Renovierung

Enorme Bauschäden wies das seit Jahren nicht mehr genutzte Gebäude auf. Wolfgang Wiedemann und seine Frau Katharina legten selbst monatelang Hand bei den Renovierungsmaßnahmen an. Das einstige Mauerwerk ist nach Fertigstellung an manchen Stellen des Gebäudes ein optischer Blickfang, gleiches gilt für die Gesamtanlage im Bezug auf das Dorfbild von Hirschzell. 

Der Beitrag stammt aus dem Band IV der Kaufbeurer Stadtgeschichte. Wir bedanken uns für die Abdruckerlaubnis in aktualisierter Version beim BAUER-VERLAG.

2016 wurde es von Frau Katharina Wiedemann gekauft, um es der Hirschzeller Dorfgemeinschaft zur Nutzung zur Verfügung zu stellen: Es sollte im Dorf wieder einen gemeinsamen Treffpunkt geben und das leerstehende Gasthaus wieder belebt werden. Das Gebäude, das in das Eigentum der "Katharina und Wolfgang Wiedemann Stiftung" überführt ist, musste dazu aufwändig saniert werden. In zahlreichen Bürgerversammlungen wurde das Dorfgemeinschaftshaus vorgestellt und erörtert. Mit viel Eigenleistung der Hirschzeller wurde ab 2017 gearbeitet, angefangen mit dem Leerräumen des Gebäudes. Seitdem wird am Dorfgemeinschaftshaus Hirschzell gebaut, im September 2019 wurde Richtfest gefeiert, und am 16. Juli 2021 wurde es eingeweiht. In dem Gebäude gibt es einen großen Gemeinschaftsraum und einige Nebenräume im Erdgeschoss; im Obergeschoss befinden sich neben einem Mehrzweckraum auch Räume, die für die Musik als Probenraum und für die Schützen zum Aufbau der Schießstände genutzt werden.

Die Stiftung

Katharina & Wolfgang Wiedemann Stiftung

Hornau 8

87600 Kaufbeuren

Spendenkonto

Kreis- und Stadtsparkasse Kaufbeuren

DE95 7345 0000 0010 395762

Vielen Dank!

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